Es gibt keine echte Bescheidenheit, es gibt nur gespielte Bescheidenheit


Wir haben die hohe Kulturschablone, bescheiden sein zu wollen, Dinge nur für andere zu tun, selbstlos zu sein… wenn wir aber unsere wahren Gedanken beobachten, erkennen wir, dass unser ganzes Leben auf dem Gegenteil aufgebaut ist. Wir wollen, dass andere uns ja für bedeutend, glücklich, selbstlos, reich und trotzdem bescheiden halten. Diese Kluft zwischen dem von der Kultur aufgezwungenem Lippenbekenntnis und der beobachtbaren inneren Wahrheit, zerreisst uns auf der tiefsten Ebene. 

Wir haben Angst vor der Außen-Beurteilung "das wirkt aber arrogant", wir wünschen uns aber im Grunde eine Außen Beurteilung, nämlich das Gegenteil: "Er kann was, aber er wirkt nicht arrogant". Die Außen Beurteilung ist der Kern! Also spielen wir nach Aussen das Eine, obwohl wir wissen, dass das Andere wahr ist. Wir stecken in einer massiven Zwickmühle: 

Wir wünschen uns die Außenbeurteilung… dass wir unabhängig von der Außenbeurteilung sind. 

So sind wir in einem ständigen tiefen Konflikt: Jeder Mensch lebt in dieser Zerrissenheit. 

Wir wollen nach außen bescheiden erscheinen, aber unser ganzes Leben ist darauf aufgebaut, dass die anderen etwas" Besonderes" von uns denken. Das Besondere kann "Bescheidenheit" sein, das Besonderes kann aber auch "Reichtum", eine "Fähigkeit"  oder "Bewunderung von anderen" sein. Der gemeinsame Nenner ist immer: "die anderen sollen etwas Spezielles von mir denken". 

Wir wählen eine Firma als Arbeitgeber, die einen klingenden Namen hat, Siemens, Mercedes, Coca Cola, damit die anderen hoffentlich von uns denken, dass es uns in so einer renommierten Firma sicher "besser" geht. Wir wollen Kinder, unter anderem deswegen, damit andere nicht von uns denken können, dass wir einsam sind. Wir haben bei Facebook unzählige Freunde, nur schöne Fotos von ereignisreichen Freizeitbeschäftigungen, damit möglichst viele da draussen denken, wie sehr wir doch beliebt sind und wie sehr wir auf der Sonnenseite des Lebens gastieren. Männer wollen ihre Fraueneroberungen sichtbar machen, Frauen wollen ihre Männergeschichten verheimlichen.
Immer steckt der Gedanke dahinter: "wie werde ich von den anderen wahrgenommen - was denken die anderen von mir?" Das geht in südlichen Kulturen sogar soweit, dass wegen den möglichen Gedanken der anderen, Morde zur Wiederherstellung der "beschmutzen Familienehre" begangen werden… 

 

Was denken die anderen von mir

Dieser Urgedanke "Was denken die anderen von mir?" ist die Basis unseres Lebens, er ist die Triebfeder hinter fast allen unserer Aktionen, Verhalten und Zielen. Beobachten Sie Ihre Gedanken und Sie werden baff sein: Zu 80% sind Sie damit beschäftigt, wie Sie wohl auf andere wirken.

Kommunikationstrainer Ausbildung kann Ihnen helfen, Ihre Verhältnisse zu verbessern.

Die 10 Gebote, und alle moralischen "Du-sollt-" und "du sollst-nicht-Anweisungen" erziehen uns nur zur Lüge – Mehr nicht. Denn wir werden erzogen, unsere Gedanken zu verleugnen und ein Verhalten zu spielen, dass nicht deckungsgleich mit unseren Gedanken ist. Es gibt keine wahre Bescheidenheit, es gibt nur gespielte Bescheidenheit. 

Die Lösung besteht im Gegenteil von dem, was uns unsere Kultur bisher aufzwingt. Die Lösung besteht darin, anzufangen dazu zu stehen, WAS IST. Zu unseren tiefsten Gedanken. Wir sind selbstbezogene, eigennützige Kreaturen. Diese Ego-Gedanken sind nach unserer kulturellen Moral-Schablone hässlich, egoistisch, unehrenhaft. Aber wir HABEN sie. Alle! (Besonders stark lebt diese Kluft in religiösen Menschen.) Und das ist solange noch so, solange wir noch ein Ego haben.
Auch der Ehrenhafte spielt in Wahrheit nur seine Ehrenhaftigkeit, und auch ER hat in Wahrheit unehrenhafte Gedanken. Das ist so, das ist einfach eine Tatsache, das ist weder gut noch schlecht, weder richtig noch falsch – Es IST. 

Wir müssten den am höchsten ehren, der zugibt: "Ich bin geritten von dem, was andere von mir denken. Mein ganzes Leben ist danach ausgerichtet." Und denen, die sich selbst und andere anlügen mit " Mich interessiert nicht, was andere denken. Ich tue alles nur für die anderen " den moralischen Kredit entziehen.

Wir können weder uns noch die Welt verändern, wenn wir uns darüber anlügen was ist. 

Wir müssen anfangen, ohne Verurteilung, uns die Wahrheit über uns selbst zu erzählen. Sonst wird sich die exponentiell wachsende Menschheit (2050 sind wir 10 Milliarden Menschen) irgendwann selbst zerstören.

 

Seminarbeschreibung "Der Glücksdurchbruch"                                     Buch "Der Glücksdurchbruch"

 

Letztes Update: 23. Juni 2021


Kommentare
Georg S
05.03.2021
Guten Tag Herr Pöhm,

Mit Einvernehmen ist es eine Anmaßung zu glauben die Lösung für die Menschheit parat zu haben. Zu glauben, dass eine "exponentiell wachsende Menschheit (2050 sind wir 10 Milliarden Menschen)" dadurch von der Selbstzerstörung abhalten zu können, in dem sie und ich erkennen dass wir lediglich auf Anerkennung und Fremdwahrnehmung fixiert sind, und dies zugeben, ergibt für mich keinen Sinn, da sich in meinen Augen, dies einerseits überhaupt nicht möglich ist, da die meisten Menschen sich nicht mit diesem Thema beschäftigen, und zweitens es nicht erklärt warum dies die vielen Problematiken wie Inflation, Arbeitslosigkeit, usw. auflöst.
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