Eine sich ständig reformierende Religion löst sich irgendwann auf


Die Kirche interpretiert über die Jahrhunderte Gottes Wort, das ja angeblich unumstösslich sein soll, ständig anders. Die Frage ist: Wissen die heutigen Christen mehr über den "echten Willen Gottes" als vor 800, 500 oder 200 Jahren?

Da wurde in den ersten Jahrhunderten des Christentums die Sklaverei als Gottes Wort und Wille definiert, weil in den Paulusbriefen nichts gegen die Sklaverei gesagt wurde - und irgendwann wurde es nicht mehr als Gottes Wille angesehen.

Da wurden irgendwann gemäss Bibel Kreuzzüge zur Eroberung vom Heiligen Land zunächst als Gottes Wort und Wille definiert, und irgendwann nicht mehr als Gottes Wille angesehen.

Da wurde ab 1650 das  Alter der Erde gemäss Bibel auf 6000 Jahre  als Gottes Wort und Wille definiert und und irgendwann nicht mehr als Gottes Wille angesehen.

Da wurden irgendwann Hexenverbrennungen zunächst als Gottes Wort und Wille definiert, ("eine Hexe sollst du nicht am Leben lassen" Bibel Ex 22,17) und irgendwann nicht mehr als Gottes Wille angesehen.

Da wurden irgendwann die Zwangsmissionierung von Inkas, Mayas, Azteken zunächst als Gottes Wort und Wille definiert, und irgendwann nicht mehr als Gottes Wille angesehen.

Da wurde im Mittelalter das Auftreten der Pest durch Satan persönlich verursacht, zunächst als Gottes Wort und Wille definiert, und Jahrhunderte später nicht mehr als Gottes Wille angesehen.

Da wurde es zunächst als Gottes Wort und Wille definiert, dass alle Tierarten von Gott mit einem Schlag erschaffen wurden, und dann war es plötzlich nicht mehr Gottes Wort und Wille, sondern die Evolution.

Da wurden irgendwann die Tatsache, dass gemäss Bibel die Erde Mittelpunkt des Weltalls ist, zunächst als Gottes Wort und Wille definiert, und irgendwann nicht mehr als Gottes Wille angesehen.

Da wurden irgendwann die Existenz des "Limbus", die Vorhölle für ungetaufte Kinder, zunächst als Gottes Wort und Wille definiert, und irgendwann nicht mehr als Gottes Wille angesehen.

Da wurden irgendwann das Verbot Freitags kein Fleisch zu essen, zunächst als Gottes Wort und Wille definiert, und irgendwann nicht mehr als Gottes Wille angesehen.

Da wurde irgendwann gemäss Bibel die "Todsünde" Zinsen für geliehenes Geld zu nehmen, als als Gottes Wort und Wille definiert, und irgendwann nicht mehr als Gottes Wille angesehen.

Da wurden irgendwann die Existenz des Fegefeuers, zunächst als Gottes Wort und Wille definiert, und irgendwann nicht mehr als Gottes Wille angesehen.

Da wurde irgendwann die Praxis für ein Entgelt die Sünden zu erlassen (der sogenannte Ablasshandel) zunächst als Gottes Wort und Wille definiert, und irgendwann nicht mehr als Gottes Wille angesehen… 

All das, genauso wie sein Gegenteil, wurde aus der Bibel herausgelesen.

 

Zig-tausend christliche Glaubensrichtungen haben zig-tausend unterschiedliche Auslegungen

Dann gibt es ja ausser den Katholiken noch zehntausende andere christliche Glaubensrichtungen, die alle  wieder etwas anderes aus der Bibel herauslesen. Da wurde bei den Zeugen Jehovas das Blutspenden als sündenfreies gottesfürchtiges Handeln definiert, und dann 1944 plötzlich das Blutspende-Verbot als Gottes Wille definiert. Da wurde die Wiederkehr Jesu 6 mal genau berechnet (1878, 1881, 1914, 1918, 1925, 1975) und danach wurde definiert, dass Gottes diesbezüglicher Wille nicht mehr aus der Bibel zu berechnen ist. 

Die Beispiele der wechselnden Regeln vom Gottes Wort und  Gottes Wille in den letzten 2000 Jahren sind unendlich. 

Und diese beliebig frei heraus-interpretierten ständig wechselnden Regeln dieses angeblich sich nie ändernden Gottes werden nicht aufhören, sie werden nicht aufhören, sie werden nicht aufhören. Das woran 2 Milliarden Katholiken und Protestanten heute glauben, und deswegen Gewissenbisse und Minderwertigkeitsgefühle haben, darüber wird man in 50 Jahren schmunzeln. Und das woran die Christen in 50 Jahren glauben, darüber wird man in 100 Jahren schmunzeln. (Wenn sich im Laufe der 2'000 Jahre auch nur eine einzige der Interpretationen, Regeln geändert hätte, wäre das schon der Beweis für die Hinfälligkeit von einem widerspruchsfreien, unumstösslichen Willen Gottes) 

Wenn man jetzt dieses Tempo der Reformen beschleunigen würde und immer mehr, immer mehr ablassen von Dogmen und Dingen, die offensichtlich schon immer Unsinn waren, dann führt das dazu, dass die Kirche irgendwann ihre eigene Existenz verliert. Lassen Sie uns anschauen, warum. 

 

Der Kern der Religionen? Es GIBT keinen

Wenn man mit dem Kriterium der Logik, der Wissenschaftlichkeit und des gesunden Menschenverstandes an all die Annahmen der Religionen geht, dann fallen auch die sogenannten "Säulen" der Kirche, die Säulen des Glaubens zusammen. Denn auch sie sind in Wahrheit Wunschdenken und Interpretationen, die man nur deswegen aufrecht erhalten kann, weil man gleichzeitig andere Textstellen desselben heiligen Buches einfach ausblendet, nicht anschaut, und so tut, als ob sie nicht da wären. (Z.B. die traurige Tatsache, dass jedes heilige Buch, den zwingend zu Konflikt führenden Anspruch beinhaltet, den höchsten aller Verkünder zu haben, und die einzig wahre Religion zu sein) Wenn man bei der Reform der Kirchen gründlich, ohne Wunschdenken und Scheuklappen bis auf den Kern geht, kommt nämlich irgendwann folgendes Zutage:
Es gibt keinen Kern! Es gibt kein Gottes Wort, das in Buchform existiert. Deswegen gibt es auch keinen "Willen Gottes". Das ist alles Menschengemacht. 

Alle Reformideen für den christlichen Glauben betreffen nur Auswirkungen. Aber selbst bei diesen Auswirkungen, ohne das Herzstück zu betrachten, gibt es grundlegende Tatsachen, die unter dem Brennglas des "Was-ist-wirklich" irgendwann an die Oberfläche schwemmen müssen: Jesus wurden Dinge in den Mund geschrieben, die er so nie gesagt hat. Die Jesusgeschichte wurde durchschaubar nachträglich so "aufgepeppt", dass sie den Prophezeiungen des alten Testaments entsprechen und Jesus damit als der prophezeite Messias durchgehen konnte. Jesus ist NICHT Gottes einziger Sohn. Wir sind nicht in Sünde geboren, deshalb kann Jesus NICHT für unsere Sünden gestorben sein. Es GIBT kein jüngstes Gericht, es GIBT auch keine Hölle und Himmel. Es gibt auch keinen wahren Geist, keine wahre Essenz eines heiligen Buches. (Auch die "Essenz" ist in Wahrheit nur eine beliebige Interpretation)...

 

Gottes Wort gibt es nicht

Aber dies alles sind trotzdem immer noch Auswirkungen, der Atomkern ist das: Keines der in der Welt existierenden heiligen Bücher ist Gottes Wort, denn es GIBT kein Gottes Wort, weder in schriftlicher, noch in mündlicher Form. Deshalb braucht es auch keine in Kostümen auftretende Menschen, die uns das nicht existierende Wort Gottes in ständig wechselnder Weise interpretieren. 

Der zentrale Glaube, dass Gottes Wort in geschriebener Form auf der Erde existiert, ist der Basis-Irrtum der Religionen. Alle anderen möglich zu entdeckenden Irrtümer sind auf diesem Irrtum aufgebaut. Das ist wie der Glaube an den Weihnachtsmann. Man kann den Glauben an den Weihnachtsmann nicht so reformieren, dass eine Kern-Lehre übrig bleib, um die herum man dann den "wahren Weihnachtsmann-Glauben" etabliert. Wenn die zentrale Säule fällt, fällt der ganze Überbau zusammen.

 

 

 

 

Lesen Sie, welche Rolle Religionen in einer Welt, in der es tausend mal mehr Anteil an Erleuchteten hätte, noch spielen würde.

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Letztes Update: 10. Juni 2021


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