War Gaddafi böse?


Im Frühling 2011 schaute die Welt gebannt auf eine Region. In fast allen nordafrikanischen Ländern und auf der arabischen Halbinsel begehrten die Menschen auf: Ägypten, Jordanien, Algerien, Jemen, Libyen… Es gab Regierungsumbildungen, Umstürze, Machthaber wurden vom Volk aus ihren Ämtern getrieben. Der Diktator Libyens, Muammar Gaddafi,wurde sogar von den Aufständischen getötet.

War Gaddafi böse?

 

Unter Gaddafi haben Menschen gelitten. Einige aber auch nicht. Wenn Sie ehrlich sind, ist das bei Ihnen, lieber Leser, im Prinzip nicht anders.

Um auf der Welt fundamental etwas zu ändern, müssen wir uns mit der Identität der Menschen auseinandersetzen. Mit der Identität der Menschen, die wir verurteilen, aber noch viel mehr mit unserer eigenen Identität. Wer, denken wir, dass wir sind?

Darin liegt die Wurzel, darin liegt auch die Heilung.

 

Es gibt keine bösen Menschen, es gibt nur Menschen, die eine andere Vorstellung von Gut haben.

 

Wir müssen uns klar darüber sein, dass es nichts objektiv Gutes oder Schlechtes geben kann. Wir alle haben nur ein Konzept von der Welt, eine Idee, eine Theorie im Kopf. Andere haben ein anderes Konzept, eine andere Idee, eine andere Theorie. Theorien sind Gedankengebäude, Vorstellungen von der Welt. Wir behandeln sie aber so, als ob sie objektiv wären, als ob die Konzepte der anderen eine Bedrohung und meine eigenen ein Segen wären (der Kommunismus sowjetischer Prägung, genauso wie der freie Kapitalismus, waren solche Konzepte). 

Wir wissen nicht, was wirklich eine Lösung bringt, aber wir tun so, als ob wir es wüssten. Wir kämpfen und sterben für diese illusorischen Konzepte, von denen wir in Wahrheit keine Ahnung haben, ob sie wirklich funktionieren. Und das Dramatische ist: selbst, wenn sie funktionieren würden, würden die Menschen trotzdem immer noch unzufrieden mit sich selbst sein. Denn die Ziele all dieser politischen Maßnahmen sind nur Ziele auf der dinghaften Ebene.

Wenn man die Sterblichkeitsrate in einem Land um 20% senken kann – sind die Menschen dann "glücklich"? Geht es Ihnen, lieber Leser, in diesem Moment persönlich besser, weil die Sterblichkeitsrate in Deutschland zu den weltbesten gehört? Geht es Ihnen persönlich in diesem Moment besser, weil es in Deutschland keine Sklaverei mehr gibt? Geht es Ihnen persönlich in diesem Moment besser, weil Skorbut als Krankheit ausgerottet ist?

In Libyen versuchten nach dem Sturz des Diktators verschiedene Gruppen neue Konzepte durchzusetzen. Die Moslems, die Kommunisten, die Wirtschaft, die Beduinen, die Frauenverbände, die Schwulen … alle haben Konzepte von einer besseren Welt. Und alle Konzepte gehen davon aus, dass MEINE äußeren Umstände verbessert werden müssen, durch Gesetze, Maßnahmen, mehr Geld, mehr Komfort, mehr Versorgung … und dann geht es mir gut. Dieses Denken ist gleich wie bei Gaddafi und allen Regierungen dieser Welt. Aber es wird Ihnen am Ende nicht gut gehen.

 

Auch nach dem Erfüllen aller Forderungen ist der Frust immer noch da

 

In Europa, wie in der ganzen Welt, geht es letztlich nur um Konzepte, die äußere Bedingungen verändern wollen. Wir brauchen mehr von diesem und jenem, es muss weniger von jenem und diesem geben. Von außen gesehen ist die Schweiz eines der reichsten Länder der Erde, aber die Schweizer Bürger sind nicht zufrieden mit dem, was ist. Der Frust reicht bei weitem nicht, um eine Revolution auszulösen, aber der Frust ist da und er verschwindet einfach nicht. In jedem Einzelnen von uns ist dieses Gefühl "Noch etwas zu brauchen" und "noch nicht angekommen zu sein". Nehmen wir einmal an, alle Forderungen einer Gruppe in der Schweiz, Italien oder Europa wären ab morgen vollständig erfüllt, glauben Sie, der Frust in der Gruppe wäre weg? Wären die Menschen dieser Gruppe plötzlich tief und dauerhaft glücklich?

Der gesunde Menschenverstand weiß es: Nein!

Die äußeren Umstände können keinen fundamentalen Frieden auf der Welt schaffen, wenn die Menschen nicht anfangen, Frieden in sich selbst zu schaffen. Das erste ist, ehrlich zu sich selbst zu sein. Das heißt anzuerkennen, dass wir trotz äußerer Fassade mit uns selber unzufrieden sind. Auf einer ganz persönlichen Ebene. Ewig reden wir schlecht mit uns selber, wir sind ewig gehetzt, ewig verurteilend, wir denken ewig daran, was andere von uns denken, ewig erwarten wir von einem Ergebnis in der Zukunft die definitive Heilung. Aber diese Zukunft will einfach nicht eintreten. Das ist der Frust!

 

Unzufriedenheit kann man nicht mit dem perfekten Gestalten des äußeren Rahmens wegbekommen

 

Wir denken, wir könnten unsere unterschwellige, permanente Angst, unsere Unsicherheit, unsere Unzufriedenheit irgendwann durch perfektes Gestalten des äußeren Rahmens wegbekommen. Das ist die Grundannahme der Menschen, das ist auch die Grundannahme in der Politik. Sie können jedes Zeitfenster der letzten 5000 Jahre anschauen, es hatte ohne Ausnahme niemals geklappt, wir laufen ständig am Ziel vorbei.

Wir können die Welt nicht im Außen grundlegend verbessern, wir können sie nur im Inneren der Menschen verbessern. Politik und Gesetze kümmern sich nur um äußere Maßnahmen. Doch die können unsere innere Suche nach Glück nur begleiten, aber niemals die Ursache davon sein. Wenn wir fundamental etwas ändern wollen, müssen wir in uns selber beginnen, sonst wird sich nichts ändern.

Libyen, Palästina, Irak, Deutschland, USA, Schweiz … wir werden die Konflikte, die alle ursächlich von der persönlichen Unzufriedenheit der Menschen mit sich selbst herrühren, nur dadurch wegbekommen, dass wir den Menschen anfangen zu erzählen, dass sie sich endlich exakt so lieben können, wie sie sind, denn dann werden sie auch die anderen Menschen so lieben können, wie sie sind.

Das ist die Lösung, und alles andere geht am Ziel vorbei

 

Seminarbeschreibung "Der Glücksdurchbruch"                                Buch "Der Glücksdurchbruch"

Letztes Update: 29. Juni 2021

                               


Kommentare
Alex Lehmann
23.08.2015
Also wenn der nicht böse war, dann hat das Wort böse gar keine Bedeutung.
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Matthias Pöhm
15.03.2017
Sie sagen es!
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Matthias Pöhm
15.03.2017
Ja Sie sagen es. Das Wort böse hat keine Bedeutung!
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Ivan Mooser
14.03.2017
Lieber Matthias, Sehr interessanter Artikel.
Heute können viele Menschen dies leider noch nicht verarbeiten/annehmen etc. Evtl. ist die Angst immer noch zu gross etwas zu verlieren mit dem man sich identifiziert.

Ja die Liebe Identifikation.Sobald sich der Mensch mit was identifiziert verteidigt der Intellekt mehr oder weniger stark seine Dogmas, Glaubenssätze, Werte etc.
Hab auch schon einige vor den Kopf gestossen wenn man deren ID hinterfragt.

Ich erfahre diese durch Beobachtungen auch so das die Nature kein gut und böse kennt. Erst durch unsere Möglichkeit zu reflektieren entscheiden wir ob es gut ist oder böse.

Herr Gaddafi hat wohl nur seine Ansicht, Gedanken, Dogmas, Überzeugungen etc. vertreten.

Was denkst du dazu Matthias Pöhm, kann sich der Mensch von seinen Identifikationen jemals lösen bzw. ist eine Transformation möglich? Wenn ja was kann dann aus dem Mensch werden?

Lg
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Matthias Pöhm
15.03.2017
Ja er kann sich aus der Identifikation lösen. Der Zustand ist dann die Erleuchtung. Aber es ist nicht willentlich herbeiführbar. Wenn man sich auf die Suche begibt, dann wird die Wahrscheinlichkeit scheinbar höher. Ich habe hier einen extra Artikel darüber geschrieben. http://www.spiritueller-blog.com/liste-erleuchtete-menschen
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