Muss man den Wunsch nach Erleuchtung aufgeben, um Erleuchtung zu erreichen?


Eines der vielen übernommenen, nur geglaubten Dogmen von Erleuchteten ist, dass man das Ziel/den Wunsch nach Erleuchtung aufgeben müsse, um Erleuchtung zu erreichen.

Früher hab ich das ehrfürchtig geglaubt. Inzwischen hab ich durch Analyse von Erleuchtung-Berichten den Irrtum entdeckt. Mein Beruf ist Reden und mit Worten spielen. Tatsache ist: Hinter keinem Wort steckt eine wahre Realität.

Ein Erleuchteter mit dieser Überzeugung (man müsse den Wunsch nach Erleuchtung aufgeben) erzählte mir kürzlich den Moment seiner eigenen Erleuchtung: Er sass vor dem Spiegel, schaute sich eine halbe Stunde an und sagte "Ich gebe alles auf, die Erleuchtung alles – selbst den Tod nehm ich in Kauf. Und irgendwie  wusste ich, ich werde ES erleben" und dann ist ihm der Durchbruch passiert. Aber, alles aufgeben warum? Für Was? Im Eintausch gegen was?
Für "Wahrheit"?, für "Sein"?, für "Erkenntnis"? für "Stille"?, für "Freiheit"?, "Für "Frieden"? Für "ES"? (so waren seine Worte),… was auch immer der Begriff ist, es ist lediglich ein Begriff, ein Etikett. Ein anderes Wort-Etikett für "Erleuchtung". Sie haben Erleuchtung nicht aufgegeben, sondern nur ein Etikett gewechselt. Sie können es "frei sein" nennen, oder "Erleuchtung", Sie können es "Frieden" nennen, oder "Erleuchtung", das ist völlig egal. Sie wollen "es" erleben – wie auch immer Sie es nennen.


Ich schreibe den folgenden Satz für all die Erleuchteten, die diese Unsinns-Anweisung geben:

Man muss den Wunsch nach Erleuchtung nicht aufgeben, um Erleuchtung zu erreichen!

Machen Sie's meinetwegen, aber es ist nur ein Spiel mit Begriffen, ohne tiefere Substanz. Man muss es nicht umbenennen, um "dort" anzukommen. Das ist wieder nur eines dieser vielen übernommenen und nur geglaubten Dogmen anderer Erleuchteten. 

Es gibt einen anderern Aspekt, der den Widersinn dieser Anweisung deutlich macht: Die selben Erleuchteten, oder andere (Z.B. Ramana Maharshi) geben parallel die Anweisung: "Du musst dir die Erleuchtung wünschen, wie ein Ertrinkender unter Wasser, der nur noch Luft haben will, dann kommt sie"...
Was jetzt? "Wunsch aufgeben", oder "Es wie ein Ertrinkender wünschen"? Ähhm...
 

Erleuchtete plappern viel übernommenes Wissen einfach nach, und glauben lediglich daran. Das ist kein höheres Wissen, dass sind spirituelle Glaubenssätze. Besonders tut sich Muni darin vor, nachzulesen in diesem Artikel Muni Satsang

 

Letztes Update: 20. April  2017


Kommentare
tom b.
07.03.2016
Ich bin vor jeder Idee, ich bin vor jeder Konstruktion. Ich weiss nicht was ich bin, ich kann kein Selbst entdecken. Im besten Fall kommt da ein "aha". Alles andere ist Einbildung und Geblubber.

Mit Metta
Tom
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Matthias Pöhm
22.03.2016
tom b. muss ein Erleuchteter sein. Liebe Leser: Lesen Sie bitte noch einmal den obigen Artikel und dann seine hiesige Antwort darauf und versuchen Sie irgend einen Zusammenhang zwischen dem Artikel und dem Geschriebenen zu erkennen... Mir gelingt es nicht.

Ich habe reihenweise Diskussionen mit dieser Spezies "Erwacht". Das Nicht-Zuhören-können und das Aneinander-Vorbei-Reden ist grauenhaft. Ich nenne sowas "Kommunikations-behindert". Solche Leute versuchen dann anderen "Beim Erwachen" zu helfen... Grandios!

Wenn Erleuchtung solche Konsequenzen hat, vergeht mir komplett die Lust jemals erleuchtet zu werden...
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Mira Kornblume
28.03.2016
Lieber Herr Pöhm, liebe Leser/Innen, beides habe ich erlebt und erfahren, weil ich es eben ausprobiert habe, gelebt und ausgedrückt habe. Die komplette Suche nach "Erleuchtung", der unbedingte Wunsch danach und die Varinate, nicht fossieren, suchen, wünschen. Meine bis hierhin Erfahrung ist: der Verstand freut sich, da hat er was zu tun und kann "helfen". OK ich mach für dich die Erleuchtung, machen wir uns auf und bei der anderen Variante, immer wenn der Gedanke daher kommt erinnerte er mich, hey, du wolltest doch loslassen, sonst kann sie nicht kommen.
Und nun? Was wäre, wenn es gar keine "Erleuchtung" gibt? Kein Konzept und kein Etikett davon das "erfüllt" werden muss, weil es sowieso was ganz anderes ist und/oder sein muss als wir das so erwarten? Wie in dem Quantenexperiment, das Sie beschreiben. Was geschieht eigentlich, wenn ich durch den Spalt zurückschauen, wenn es die "Erleuchtung", das "ES" für mich in dieser vorgegbner Weise, wie "man" das so denkt und sich vorstellt, nicht gibt? Weil "es", das man nicht beschreiben kann, schon da ist?
lg M.K.
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Matthias Pöhm
30.03.2016
Aha, "Erleuchtung ist schon da!" Danke, nur das hat mir als Erkenntnis gefehlt... Wow!
"Es gibt sie nicht, wie man sie sich vorstellt..." Ebenfalls Super! Auch noch nie gehört...

Das sind Uralt-Sprüche, wie ich sie in Hunderten von Büchern, Websites und Satsangs bis zum Abwinken schon gehört habe. Selbst wenn sie stimmen würden, bringt mich das genauso weiter, wie wenn jemand sagt: "Kairo liegt in Ägypten".

Es GIBT das Phänomen der Erleuchtung, es sei denn, all die tausenden von Erleuchteten würden bei der Beschreibung darüber kollektiv gelogen haben. Die Berichte darüber sind alle einheitlich. Ich habe eine Sammlung von Beschreibungen darüber online gestellt. Überzeugen Sie sich: http://www.spiritueller-blog.com/beschreibung-von-erwachen-erleuchtung

Nur WIE MAN DAHIN KOMMT, da erzählen fast alle nur geglaubte Fantasie
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Puste Blume
07.08.2016
Hallo Herr Pöhm,

wie ich schon an anderer Stelle geschrieben habe, hatte ich zwei kurzfristige "Erwachens-Erlebnisse".
Bezugnehmend zu diesem Thema möchte ich folgendes sagen:

Es gibt Leute, die haben gesucht bis zur Verzweiflung und plötzlich sind sie erwacht. Andere haben nie gesucht und sind aus dem Nichts erwacht. Wie auch immer. Das ist alles im Grunde völlig irrelevant, denn das ganze Leben ist einfach nur eine Geschichte, eine spannende Geschichte, die aber nur ein Spiel darstellt. Sonst nichts...Wie Sie an anderer Stelle schreiben: Es gibt keine Ursache und Wirkung. Es soll aber anscheinend danach aussehen. Wenn es keine Ursache und Wirkung gibt, dann brauche ich auch nicht 20 Jahre nach Erleuchtung zu suchen, damit es passiert. ES passiert oder es passiert nicht. Fertig. Warum? Weiß ich nicht....Es spielt keine Rolle. Es ist alles nur eine Geschichte, eingebettet in Liebe. Das Spiel der Liebe. Das ist meine Erfahrung während meiner Erwachens- Erlebnisse. Und auch dieses Erwachen ist nur eine Geschichte. Und dass hier über diese Dinge philosophiert wird ist auch nur eine Geschichte.
Wir spielen dieses Spiel des Suchens, ob wir wollen oder nicht. Ich kann mir 1000 Mal vornehmen nicht zu suchen und 2 Tage später lese ich doch wieder ein Buch über den Firlefanz. Ein anderer ist depressiv und lässt alles los (Was lässt er eigentlich los?) und erwacht. Alles nur Geschichten...
Also: In der Geschichte "Ich möchte Erwachen" ist es so, dass die meisten Erwachten vorher gesucht haben. Manche von denen haben losgelassen und sind dann erwacht, manche auch nicht.
Schließlich ist es einfach passiert, wahrscheinlich ohne dass die Story vornedran irgendeinen Einfluss darauf hatte (vgl. Ursache und Wirkung). Als ich einen Einblick hinter die Kulissen hatte, hatte ich kurz vorher einen Knoten im Kopf (Verstand), weil ich mir über Aussagen der App Enlightening quotes (Liberation unleashed) den Kopf zerbrochen habe und sah plötzlich die Dinge wie sie wirklich sind. Es scheint so, als ob da ein Zusammenhang besteht. In der Geschichte ist er auch da aber ich habe sofort erkannt, dass es in Wirklichkeit keinen Zusammenhang gibt. Es ist ein Spiel, eine Illusion.
Die Naturgesetze basieren auf Ursache und Wirkung. Das sind wir uns hoffentlich einig. Sonst können wir die klassische Physik über den Haufen werfen. Aber eben nur in der Geschichte Universum...In Wirklichkeit sind da keine Naturgesetze. Es ist ein Spiel.
Und dieses Spiel läuft weiter, ob wir wollen oder nicht.
Zusammenfassung:
Wie komme ich zur Erleuchtung?
In der Geschichte "Ich erwache" gibt es anscheinend keinen Standardweg. Ich behaupte mal die meisten haben gesucht bis zum Umfallen.
Spielt es eine Rolle? Nein, denn es sind nur Geschichten...ausgedacht von der Liebe.
Stimmt das alles?
Keine Ahnung...Es basiert auf meiner Erfahrung...

Herzliche Grüße

Puste Blume









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Matthias Pöhm
07.08.2016
Ich muss ein Lob aussprechen: Sie gehen wirklich auf das ein, was hier im Artikel geschrieben wird. Ich stimme Ihnen auch inhaltlich weitestgehend zu.
Ihre Erwachenserfahrung ist zwar vorbei, aber ich hoffe, dass, falls Sie mal definitiv erwachen, nicht ebenfalls solche Wolken-Statements wie fast alle Erwachten (Siehe z.B. tom b. weiter oben) abgeben.
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Puste Blume
07.08.2016
Kennen Sie Andreas Müller mit seinen Oneness- Talks? Der kommt sehr radikal rüber aber bringt es gut auf den Punkt, finde ich. Empfinden viele bestimmt als langweilig aber aus meiner Perspektive heraus mit meinen Erfahrungen trifft er den Kern der Sache ohne Umschweife.
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Matthias Pöhm
07.08.2016
Ja, den kenn ich. Online-Talks klingen immer gut. Bei egal wem. Die alle sind immer nur dann gut, wenn man in devoter Selbstverleugnung Höflings-Fragen stellt. Dann können sie als grosser Guru mit "radikalen Aussagen" brillieren. Da gibt mir ein Video keinen Aufschluss. (Solche Antworten kann ich inzwischen auch geben, da brauch ich keinen Erwachten)

So lange die in ihrer Rolle bestätigt werden, wo ein dummer Sucher, dem grossen allwissenden Guru Fragen stellt und er ihm radikal die Welt erklären kann, ist alles Eierkuchen. Ich will aber über das Wissen und Nicht-Wissen von Erleuchteten reden. ER ist im Mittelpunkt, nicht ich. Das scheuen sie, wie der Teufel das Weihwasser. Ich bin kein Sucher. Ich will was über IHN wissen und was er wirklich weiss. Ich nehme ihm seine Rolle. Da jemand zu finden, der dazu bereit ist, ist fast unmöglich.

Ich suche keine Satsang Antworten - das versteht keiner.
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Puste Blume
07.08.2016
Ich verstehe nicht genau was Sie von den Erwachten wissen wollen. Können Sie das bitte konkretisieren.
Vielen Dank
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Matthias Pöhm
06.01.2017
Das ist es ja eben. Ich will von dieser Spezies nichts wissen. Alles, was sie SAGEN, weiss ich selbst genauso gut, wenn nicht sogar besser. Wer 3 Bücher über Erleuchtung gelesen hat, und es verstanden hat, der weiss alles und kann sogar mit Logik noch unentdeckte Konsequenzen von Erleuchtung weiter spinnen, auf die die Erleuchteten bisher noch nicht gekommen sind. Die revolutionäre Erkenntnis ist: Man muss dazu nicht erleuchtet sein!
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Benjamin Dittrich
04.05.2017
Guten Tag, Herr Pöhm. Auch wenn ich gerade erst begonnen habe, sie zu lesen, finde ich Ihren Blog sehr interessant!

Zum Artikel:
Ja, viele Menschen auf der Suche nach Erleuchtung tauschen ihr Begehren selbiger dem obigen Rat "Erleuchteter" folgend gegen einen anderen Begriff aus und suchen in der Folge nach Freiheit, Stille, Leere etc. und wechseln somit nur das Etikett.
Aber dies zeigt meiner Meinung nach nicht, dass der Rat "Du musst den Wunsch nach Erleuchtung ablegen, um sie zu erfahren." falsch ist, sondern dass er von den Menschen falsch umgesetzt wird!
Meiner persönlichen Erfahrung nach steht die ständige SUCHE (siehe Anhaftung/Begehren) nach Erleuchtung - also dem nächsten Buch, Interview, der nächsten großen Weisheit, die einem vielleicht die Augen oder was auch immer öffnet - der eigentlichen Erfahrung von Erleuchtung bzw. Frieden, Ruhe, Glück im Weg. Denn wie definiert der einzelne Mensch Erleuchtung? Welches Gefühl verbindet er damit? Wenn ich nicht genau weiß, wann ich das Ziel erreicht habe, suche ich immer weiter, bis sich irgendeine Art von Kick einstellt und ich persönlich glaube nicht, dass Erleuchtung ein permanentes High bedeutet, sondern sich wesentlich "normaler" anfühlt. Der Mensch verpasst durch seine ständige Suche also das Ziel und das ist es, wovor der obige Ratschlag meiner Interpretation nach warnen will.

Viele Grüße aus Köln!
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Matthias Pöhm
04.05.2017
Der Anfang meines Artikels beschreibt den Erleuchteten, der genau den Etikettenschwindel betrieben hat, er suchte nach "ES" mit aller Kraft und er hat es erreicht.

Wie kann dann die Anweisung stimmen "Du musst den Wunsch nach Erleuchtung aufgeben, im sie zu erreichen"?
Wenn es nur einen einzigen gäbe, der es mit dem Gegenteil der Anweisung erreicht hat, wäre die Regel schon falsch.

Ausserdem lehrt Nisargadatta, Muni und Ramana Maharshi "Du musst die Erleuchtung suchen, wie ein Ertrinkender die Luft, dann wirst du es erreichen...

Was jetzt...?

Können wir uns darauf einigen, dass keiner es wirklich weiss, aber alle glauben Tipps dazu geben zu müssen...
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Benjamin Dittrich
11.05.2017
Ich stimme Ihnen zu, man MUSS den Wunsch nach Erleuchtung nicht aufgeben, um Erleuchtung zu erreichen. Der ausschließende Charakter ("muss") der ursprünglichen Anweisung macht sie einfach falsch.

Was die Widersprüchlichkeiten betrifft, weiß ich nicht, ob ich darauf eine für Sie befriedigende Antwort zu geben weiß, aber ich möchte teilen, was mir dazu einfällt.

Zum einen (so heißt es zumindest) können sich widersprechende Anweisungen das Ziel haben, ein Ende des Denkens zu bewirken, so wie Koans. Am schönsten dargestellt finde ich das im Zen.

Zum anderen gibt es ein Zitat von Niels Bohr, dessen Wahrheitsgehalt natürlich Glaubenssache ist, das aber eine versöhnliche Perspektive mit augenscheinlichen Widersprüchen bietet: "Es gibt triviale Wahrheiten und es gibt große Wahrheiten. Das Gegenteil einer trivialen Wahrheit ist einfach falsch. Das Gegenteil einer großen Wahrheit ist auch wahr."

Auch Nietzsche war der Meinung, dass das Leben ganz einfach von Widersprüchlichkeiten geprägt sei und man dies an mancher Stelle lieber in Ruhe anerkennen solle, als dem Zwang nachzugeben, eine der widersprüchlichen Positionen unbedingt ausschließen zu müssen.

Ja, keiner weiß es "wirklich", denn/aber jeder kennt nur seinen eigenen Weg. Der Fehler liegt in der Annahme, allgemeingültige Aussagen machen zu können. "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Keiner kommt zum Vater, denn durch mich." Möglicherweise drehen alle Erleuchteten auch ein bisschen durch??
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