"Charlie Hebdo" – Attentäter - Wir wissen nicht, wer wir sind.


Es gibt eine Ursache hinter den Anschlägen in Paris, die wurde noch nicht genannt.

Einer der "Charlie Hebdo" Attentäter äusserte: "Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod". Im Kern ist da aber kein Unterschied, denn die Ursache ist dieselbe: Der Terrorist will durch seinen Tod in den Augen seiner Bezugsgruppe jemand sein, der Westler durch sein Leben mit Karriere, Facebook, Familie und Auto.

Alle Welt ist entsetzt über die Attentate von Paris. Zwei moslemische Brüder gehen am 7. Januar 15 in die Redaktion der Satirezeitschrift von "Charlie Hebdo" und töten 12 Menschen, denn sie wollen Rache nehmen, weil die Zeitschrift den Propheten Mohammed verunglimpft hat.

Jetzt wird von allen Seiten Analysen gegeben, was die Ursache ist, und was man ändern sollte. Hier ist eine Auswahl:

 

  • Die Jugendarbeitslosigkeit in den Pariser Vororten
  • Antisemitismus
  • fanatischer Islamismus
  • Soziale Ungleichheit
  • Die "falsche" Interpretation des Koran
  • Radikalisierung durch Gefängnisaufenthalt
  • usw

 

Und wenn ich hunderte weitere Menschen dazu frage, würden noch hunderte anderer Ursachen genannt werden. Es gibt aber eine Ursache, die ist die Ursache all dieser Ursachen. Über die redet keiner.

Wir wissen nicht, wer wir sind!

Lassen Sie mich das erklären.
Die beiden Brüder mussten sich als Gelegenheitsjobber durchschlagen, von anderen nicht beachtet, keine soziale Anerkennung. Dann im Gefängnis der Kontakt zu den Islamisten. Und plötzlich, da war Sie: Die Aussicht nach Anerkennung. Plötzlich in den Augen einer speziellen Gruppe jemand zu sein. Ja, das ist es. Hier machen wir mit!

Sie wollten in den Augen der anderen jemand sein!
Soweit, so nachvollziehbar. Aber jetzt die entscheidendere Frage:

Warum wollen sie in den Augen der anderen jemand sein? Warum?

 

 

Wer bin ich, wenn ich mir nicht andere Menschen vorstelle, wie sie mich sehen?

 

Wenn die Menschen sich die Frage stellen: "Wer bin ich?" kommen als Antwort nur Elemente, wo man andere Menschen braucht, durch deren Augen ich mich als das oder jenes sehen kann. Machen Sie den Test:

Wer SIND SIE?

Ich bin Hubert Müller. Wer sind Sie, wenn es keine anderen Menschen gäbe, die Sie mit dem Namensetikett Hubert Müller in Verbindung bringen. Das können Sie nicht sein, es ist nur das, was Sie hoffen, dass andere Menschen von Ihnen denken. Wer sind Sie?
Ich bin höflich. Wer sind Sie, wenn es keine anderen Menschen gäbe, wo Sie sich vorstellen, dass die Sie als höflich erkennen? Das können Sie nicht sein, es ist nur das, was Sie hoffen, dass andere Menschen von Ihnen denken. Wer sind Sie?
Ich bin erfolgreicher Architekt. Wer sind Sie, wenn es keine anderen Menschen gäbe, wo Sie sich vorstellen, dass die Sie als Architekt sehen? Das können Sie nicht sein, es ist nur das, was Sie hoffen, dass andere Menschen von Ihnen denken. Wer sind Sie?

Und jetzt könnte ich Ihnen alle Elemente Ihrer Identität wegnehmen. Bei allen könnte ich es darauf zurückführen, dass Sie sich nur vorstellen, wie ANDERE Menschen dieses Element sehen. Ohne diese Vorstellung fällt Ihrer Identität ins Nichts. Sie sind nichts von alledem, es ist nur das, was Sie denken, dass andere von Ihnen denken oder sagen. Wer sind Sie wirklich, ohne den vorgestellten Fremdblick? Wer?
Jetzt kommt Angst auf.

Und hier die Antwort, warum die Attentäter in den Augen der anderen als "Jemand Besonderes" gesehen werden wollten:

Weil sie sonst nicht wissen, wer sie sind.

Der vorgestellte Fremdblick ist die Quelle ihrer Identität, die Quelle ihres gedanklichen "Ich". Ohne diesen Fremdblick hat deren "Ich" keine Grundlage. Ohne Fremdblick hätte deren "Person" gar keine Existenz.
Das gilt nicht nur für islamische Terroristen, das gilt für uns ALLE.

 

 

Wir wissen nicht wer wir wirklich sind

 

Wir wissen es nicht, wer wir wirklich sind und deswegen bleibt uns nur der Ausweg zu glauben, das zu sein, wie andere uns sehen.

Überprüfen Sie das bei sich. Sie haben studiert, haben ein tolles Auto, viele Freunde, Sie sind hilfsbereit. Doch es reicht nicht, dass Sie diese Dinge selbst wissen. Sie erhalten erst dann einen Wert, wenn ANDERE davon erfahren und Sie als "jemand Besonderen" wahrnehmen. Nur dann können Sie Ihre "Person" emotional fühlen – stolz auf sich sein. Ohne die vorgestellten Augen anderer, geht es nicht. Ihre Identität, das, was Sie glauben zu sein, braucht immer den U-förmigen Blick durch die Augen anderer.

Sie können das leicht an Ihren Eltern überprüfen. So, oder so ähnliche Gedanken haben Sie zu Ihren Eltern: "Meine Eltern erwarten, dass ich ein erfolgreich sein sollte, etwas aufbauen sollte. Warum sehen die nicht endlich ein, dass ich anders bin…“ Sie wollen, dass eine mentale Bezugsgruppe, (hier die Eltern) Sie als etwas sieht, oder nicht sieht. Denn es reicht Ihnen nicht, dass Sie tatsächlich dieses oder jenes sind, nein, es müssen auch andere sehen, denken oder sagen. Es gilt sogar umgekehrt: Nur das, was Sie sich vorstellen, was die anderen über Sie denken oder sagen, glauben Sie, dass Sie sind. Für sich allein, können Sie keine Identität haben. Es GEHT NICHT!

Die Terror-Brüder Kouachi wussten nicht wer Sie sind, deswegen blieb Ihnen nichts anderes, als die Vorstellung, durch diesen Monster-Anschlag, in den Augen ihrer Referenz-Gruppe, und, noch stärker in den Augen Allahs, ein Super-Hero zu werden. "Ich werde es allen zeigen. Wenn mich alle dann in einer gewissen Art sehen, dann bin ich das auch… oder?"

Es ist genauso, wie bei Ihnen, lieber Leser, nur die Bühne wechselt. Sie wollen jemand sein, in der Gesellschaft, bei Ihren Freunden, Ihren Arbeitskollegen, Ihren Nachbarn, Ihrem Partner, Ihren Kindern. Denn auch Sie wissen nicht, wer Sie sind.

Auch Ihre sogenannte "Liebe" bezieht sich nur auf Sie selber.

Sie lieben nicht Ihren Partner, Sie lieben in Wahrheit nur die Liebe und Anerkennung, die Sie von ihrem Partner bekommen. Sie lieben nicht ihre Freunde, Sie lieben in Wahrheit nur die Anerkennung, Wertschätzung und Liebe, die Sie von ihren Freunden bekommen. Sie lieben nicht ihr Kind, Sie lieben in Wahrheit nur die nur die Anerkennung, Wertschätzung und Liebe, die Sie von ihrem Kind bekommen. Es geht immer nur um SIE. Sie wissen nicht wer Sie sind, deshalb hecheln Sie ihr Leben lang nach Menschen, die Sie wenigstens für etwas HALTEN. Und diese gedankliche Fremdwahrnehmung betrachten Sie als: „Das bin ich“.

 

Die Ursache des Terrorismus liegt in jedem von uns.

 

Es ist nicht die "Gefahr des Islamismus", die den Kern der Bedrohung darstellt, die wahre Bedrohung liegt in unserer Grundstruktur.
Ob wir für den Liberalismus kämpfen, gegen Pressezensur, für Christentum, gegen Schwulen-Diskriminierung, für die Freiheit des Glaubens, gegen den islamistischen Terror… ist im Prinzip alles dasselbe. 
Es geht darum, "es den anderen mal endlich zu zeigen." Sie sollen sehen, welch überlegene Ansicht wir haben.                         Sie! – Sollen! - Es! - Sehen!"

Erkennen Sie sich?

Wer sind Sie, ohne sich vorzustellen, wie andere Sie oder Ihre "Ideen" bewundern sollen? --- Leere!

Es ist immer derselbe zwanghafte Wahn: „Ich will jemand sein. Sieht denn Niemand, dass ich über eine überlegene Sehweise verfüge….? Warum anerkennt mich denn keiner in meiner besseren, überlegenen Einsicht….?"
So, oder so ähnlich sind die Gedanken hinter Ihren Gedanken.

Wegen diesem Zwangsgedanken bringen die Kouachi-Brüder 10 harmlose Zeichner in Paris um, deswegen gehen vier Tage später eine Millionen Pariser auf die Strasse. Es ist alles dasselbe!

 

 

Auch für die eine Millionen Demonstranten in Paris gilt: Ich will jemand sein

 

Wenn wir unsere Gedanken mit einem Gedankenlautsprecher hörbar machen könnten, dann würden wir hören, wie wir uns freuen, dass an der Kundgebung in Paris mehr als eine Millionen Menschen teilnehmen, wir würden hören, wie wir hoffen, dass die nächste Ausgabe von "Charlie Hebdo" sich 50 mal mehr verkauft als vor dem Attentat , und dadurch  "diesen bornierten Terroristen ein für allemal zeigt, dass ihre Gewalt, ihre Einschüchterung sich ins Gegenteil verkehrt. Denen haben wir's dann gezeigt"

Wir wollen auch wieder nur, dass andere die Überlegenheit meiner Sichtweise, oder meiner Gruppe erkennen. Auch bei der Gruppenidentität geht es nur darum, von anderen gesehen zu werden. Ich will von anderen als jemand mit einer überlegenen Erkenntnis anerkannt werden. Darin liegt der Schmerz der Islamisten, wenn niemand sie mit ihrer Ansicht anerkennen will, darin liegt auch unser Schmerz, wenn wir scheinbar ungehört für solche virtuellen Ideen wie "Toleranz" und "Pressefreiheit" kämpfen. "Niemand anerkennt mich in meiner Sehweise." Denn ausser der Vorstellung, dass andere mich in einer bestimmten Weise sehen sollen, weiss ich nicht, wer ich bin.

Es geht nie um eine bessere Welt, die ist zweitrangig. Es geht um die Anerkennung MEINER Idee von der besseren Welt.

Ich will, dass "ICH" mit dieser höherwertigen, "richtigen" Sehweise von anderen anerkannt werde. Genauso wie Isis, Al Kaida und Greenpeace.
Glauben Sie mir nicht, was ich hier schreibe. Überprüfen Sie das kritisch bei Ihnen selbst. Schauen Sie wirklich nach.

 

Meinungen haben wir nur deswegen, weil wir jemand sein wollen

 

Lieber Leser, für was engagieren Sie sich? Für mehr Kindertagesstätten, gegen Abschlachtung der Wale, für Pressefreiheit, gegen islamischen Fanatismus, gegen Umweltzerstörung….

Ein Gedankenexperiment: Wenn all das morgen, ohne ihr Zutun, ohne dass Sie dafür erkannt würden, plötzlich alles erledigt wäre. Was würde sich an ihrem Leben fundamental ändern? Nach einer Woche hätten Sie sich daran gewöhnt. Würden Sie plötzlich sich selbst lieben, wenn es keinen islamischen Fundamentalismus mehr gäbe?
Nein. Denn das Urproblem hinter all diesen Meinungen und Veränderungswünschen ist nicht gelöst. Wer bin ich, ohne den erhofften Blick der anderen?

Sie würden sich ein anderes Feld suchen, für das Sie sich einbilden, kämpfen zu müssten. Und wieder nagte die Vorstellung an Ihnen, dass andere Sie doch in ihrer überlegenen Sicht endlich erkennen müssen. Ihnen geht es um diese gefühlte Überlegenheit. Nicht um die Sache.

Mit unseren Meinungen und scheinbaren höheren Erkenntnissen wollen wir nur von den anderen als „jemand“ angesehen werden. Das ist bei mir nicht anders. Denn wir wissen nicht, wer wir wirklich sind und da bleibt uns nur die Illusion zu glauben, das zu sein, was wir hoffen, dass andere von uns denken oder sagen.

Wer bin ich, ohne die gedachte Fremdwahrnehmung? Wer?

Sie können Ihr "ich" nicht fühlen, ohne vorgestelltes Feedback von anderen.

Die Menschen halten das Feedback über Ihre Person, für die Person selber.
Die Menschen halten das Feedback über Ihre Person, für ihr wahres Ich. Denn Sie wissen sonst nicht, wer sie sind.

Das ist die Ursache hinter all unserem Verhalten. Das ist das Problem hinter allen Problemen.

Solange wir unser Identitätsproblem nicht gelöst haben, werden wir kein Problem der Welt lösen.

 

 

Wir haben die selbe Motivation wie die Terroristen

 

Die Angst in den Augen der anderen niemand zu sein, bzw das Gegenstück: Die Sehnsucht in den Augen der anderen Jemand besonderes zu sein,  treibt das ganze menschliche Dramen-Karussell an.

Deswegen veranstaltet Putin mit 35 Milliarden Euro die teuersten Olympischen Wintersspiele, die es jemals gab. Deswegen will ISIS einen Islamischen Staat, deswegen geht Zalando an die Börse, deswegen wollen wir bei einer renommierten Firma arbeiten, deswegen macht ein Musiker Musik, deswegen wollen wir eine schöne Hochzeit, deswegen posten wir Fotos auf Facebook, deswegen kaufen wir uns neue Schuhe. …
Bitte haltet mich, oder meine Gruppe, für "Jemand", denn ohne die Vorstellung, wie ihr mich hoffentlich seht, weiss ich nicht wer ich bin.

Es gibt fast nur diese Motivation. Wir wollen jemand sein! Denn, wir nicht wissen, wer wir sind. Unser Ich ist in Wahrheit eine Einbildung. Es existiert genausowenig, wie der Kontinent Europa, der auch nur ein Gedankenkonstrukt ist. DAS IST DIE ANGST hinter all unserem Tun!

 

Wollen Sie herausfinden, wer Sie wirklich sind? Wie Sie aus dieser Tretmühle des ewigen Anerkennung-Suchens aussteigen? Dieses Buch ist radikal, aber der Tod ist auch radikal, und die Wahrheit, die im Tod erkannt wird, muss auch schon jetzt wahr sein.
"Nichts muss sich ändern" anschauen

 
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Letztes Update: 2. August 2017


Kommentare
Michael Künkler
23.08.2016
Hallo Herr Pöhm,

habe durch Zufall ihren Blog entdeckt und möchte ihnen aufrichtig zu obigem Artikel und zum ganzen Block gratulieren! Obwohl ich mich schon länger intensiv mit der Thematik beschäftige, habe ich noch niemanden entdeckt, der „die Wahrheit“ und damit das Grundproblem der Menschheit so klar und prägnant auf den Punkt gebracht hat!. Auch bei mir verursacht das Lesen des Artikels Schmerzen, meinem illusionären Ich, dass plötzlich erkennt, dass es niemand ist und auch nie jemand sein wird. Das alles nur ein Spiel ist, ohne Sinn und Zweck, eine perfekte Illusion, das wir nur Marionetten sind, die durch das Absolute bewegt werden. Das es kein Gut und kein Böse gibt, das alles genauso sein muss wie es ist, wie könnte es auch anders sein.
Ja diese Erkenntnisse bereiten Schmerzen, aber auf der anderen Seite, wenn mann es wirklich so erkannt hat, ist es ja auch eine große Befreiung. Wir könnten endlich damit aufhören jemand sein zu wollen und das ist dann Freiheit! Ich gebe zu, an diesem Punkt bin ich noch lange nicht,denn mein "Ich" will leider noch nicht sterben…..trotzdem vielen Dank für ihre schonungslosen Worte und die tolle Zitatesammlung!
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